Wappen und
Namen
Neben seinem offiziellen Vereinsnamen Schwertbund Nurmberg e.V. besitzt der Verein noch einen inoffiziellen Langnamen, welcher sich im Wappen widerspiegelt, und eine Analogie zum Langnamen der Fechtergesellschaft der Marxbrüder ist. Die Langform unseres Namens lautet: Gemeinschaft des langen Schwertes unserer lieben Heiligen, des wundersamen Eremiten St. Sebaldus und des großmütigen Märtyrers St. Laurentius. Der Entwurf für das Wappenschild stammt von dem leider viel zu früh verstorbenen Guido Welk, einem der Gründungsväter des Schwertbundes. Das erste Wappenfeld zeigt die so genannten „Treue Hände“ und findet sich sowohl im Wappen der Marxbrüder als auch im Wappen der Federfechter wieder. Es steht für die Gemeinschaft der Fechter. Das vierte Wappenfeld orientiert sich am großen Nürnberger Stadtwappen, dem so genannten Jungfrauenadler. Als Kuriosum hat Nürnberg nicht nur zwei Hauptkirchen, nämlich Sebald und Lorenz, sondern auch zwei Stadtwappen, häufig ergänzt durch ein drittes, dem Reichswappen. Diagonal gelesen ergibt sich daraus die Namenskurzform Schwertbund Nurmberg, wobei „Nurmberg“ eine der vielen verschiedenen älteren Schreibweisen des Stadtnamens ist. Das zweite Wappenfeld zeigt die Attribute des Nürnberger Stadtheiligen St. Sebald. Dieser wird stets in Pilgerkleidung dargestellt. Auf das zweite Attribut des Heiligen, dem Modell der Kirche, wurde im Wappen verzichtet. Die spezielle Bedeutung des Heiligen für Nürnberg wird mit den Nürnberger Stadtfarben als Hintergrund unterstrichen. Der Bratrost im dritten Wappenfeld symbolisiert das Märtyrerattribut des Hl. Lorenz. Beim zweiten Märtyrersymbol handelte es sich ursprünglich um einen Palmwedel. Dieser wurde im Lauf der Geschichte fälschlicherweise als Schreibfeder interpretiert. Was durchaus nicht unpassend ist, da Lorenz auch Schutzheiliger der Bibliothekare und Archivare ist und zudem die Schreibfeder eine Anspielung auf die Freifechter von der Feder darstellt. Außerdem eröffnet sich dadurch eine weitere Bedeutungsebene. So stehen die Pilgerzeichen für die andauernde Suche nach einem höheren Ziel, wobei der Pilgerstab Stütze und Waffe zugleich sein kann, und die Schreibfeder für das Streben nach Wissen und Erkenntnis. Die Helmzier bildet ein so genannter streitender Hahn. Mit dem Schwert in der Kralle spielt dieser auf die Wappentiere der Marxbrüder (geflügelter Löwe mit Schwert) und Federfechter (Greif mit Schwert) an. Der Hahn symbolisiert Kampflust und Kampfbereitschaft, aber auch Wachsamkeit.
Der Pilgerstab: Stütze, Symbol und Waffe
Der hölzerne Pilgerstab des Mittelalters ist eines der klassischen Symbole des Pilgers und vieler Heiliger, der sich bis heute bei den Jakobswegpilgern erhalten hat. In erster Linie steht er in unserem Wappen als Attribut des Hl. Sebaldus. Als "drittes Bein" war er auch ein Symbol für die Heilige Dreifaltigkeit. Unserer Hypothese nach bietet er aber zudem alle Voraussetzungen, um nicht nur als Stütze zu fungieren, sondern bei Bedarf auch hervorragende Dienste als Waffe zu leisten.
Das Fechten mit Stöcken ist eine
sehr ursprüngliche Form des bewaffneten Kampfes durch alle Zeiten und viele
Kulturen. Es gibt bereits Abbildungen von Stockkämpfern aus dem alten Ägypten.
In Europa bekannte Stockkampfsysteme sind beispielsweise das französische La
Canne und das englische Bartitsu, die sich beide im 19. Jahrhunderts aus dem
Spazierstock entwickelten, sowie das aus dem Hirtenstab entstandene
portugiesische Jogo de Pao bzw. kanarische Juego del Palo, deren Ursprünge bis
ins Mittelalter zurückreichen sollen und zweihändig geführt gewisse
Ähnlichkeiten zum Langen Schwert aufweisen. In Italien hat sich der Bastone
Genovese erhalten.
Weitere bekannte Stockwaffen sind der irische Shillelagh und der englische
Quarterstaff. Der baskischen Makhila hat zumindest auch ein gewisse optische
Ähnlichkeit mit dem Pilgerstab. Als Besonderheit ist unter dem abschraubbaren
Knauf noch einen spitzer Dorn versteckt.
Interessanterweise war das Baskenland auch ein Knotenpunkt, an dem viele
Pilgerwege nach Santiago de Compostela zusammen trafen.
Die Bildquellen des Mittelalters und der frühen Neuzeit zeigen den Pilgerstab in verschiedenen Varianten und Längen, oft aber in der Form mit zwei kugelförmigen Verdickungen am Griffstück und einem recht langen, kräftigen eisernen Dorn am Fuß. Die Länge des Pilgerstabs entspricht in dieser Ausführung ungefähr der eines Langen Schwerts. Mit dem Dorn als Ort und den Kugeln auf Höhe von Kreuzstück und Knauf ergibt sich eine Ausformung dieses vermeintlich harmlosen Wanderstabes, die sich mit kombinierten Techniken für Schwert und Stange, wie sie in den Fechtbüchern für diese Waffen beschrieben werden, bestens in einem Kampf einsetzen läßt.
Den bisher einzigen Hinweis in einem Fechtbuch für die Verwendung des Pilgerstabes als Waffe im Rahmen des Gerichtskampfes findet man bei Meister Hans Tahlhoffer "Alte Armatur und Ringkunst" (1459, Thott 290, Det Koneglige Bibliothek Kopenhagen) auf folio 78v: "Ain billgerin für ain langen spieß mit sinem stab" (http://flaez.ch/talhoffer/teil4.html).
Auch außerhalb der Fechtbücher ist die schriftliche Quellenlage bislang sehr dünn. Es gibt zwar hier und dort Anmerkungen, er sei auch gegen wilde Tiere oder Wegelagerer eingesetzt worden, aber diese sind sehr allgemein gehalten. In „Der seltzame Springinsfeld“ von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen aus dem Jahr 1670 gibt es jedoch eine recht konkrete Erwähnung: „(...); neben ihm lag sein langer Pilgerstab / oben mit zweyen Knöpffen und unden mit einem langen eisernen Stachel versehen / so dick und kräfftig / daß man einen gar leicht in einem Straiche die letzte Oelung damit hett reichen mögen.“
Jakobs Pilger mit Pilgerstab
Holzschnitt aus "Das Ständebuch", Jost Amman, 1568;
Verse von Hans Sachs
Ein weiteres Indiz, daß der Pilgerstab als Waffe gefürchtet
war, könnte die Erzählung von Thomas Platter d. J. sein, einem Medizinstudent und Protestanten aus
Basel, in seiner Beschreibung der Reisen durch Frankreich, Spanien, England
und die Niederlande, 1595-1600. Dieser wäre beinahe als Strafe auf der Galeere gelandet, da es anscheinend in Spanien verboten war, mit Eisen
beschlagene Stecken zu tragen.
Eine Abbildung, die den Pilgerstab in einem zweifelsfrei
kämpferischen Kontext zeigt, befindet sich im Germanischen Nationalmuseum
Nürnberg in der Schausammlung Mittelalter. Hier hängt ein anläßlich der
Heiligsprechung angefertigter Wandteppich mit
Motiven aus der Sebalduslegende, eine Leihgabe aus der Nürnberger
Sebalduskirche, der auf das Jahr 1425 datiert ist. Zwei aufeinander folgende
Szenen zeigen jeweils gerüstete Räuber und eine Gruppe von Pilgern, die ihre
Pilgerstäbe beidhändig wie Schwerter greifen. In einer Szene vertreiben sie so
zwei Berittene, die ihrerseits ihre Waffen in panischer Flucht haben fallen
lassen: die Schwertscheide des einen Reiters ist leer, seine Waffe liegt unter
seinem Pferd am Boden, und einer der Pilger – der einzige, der dazu gerade den
Stab doch als Stütze benutzt – bückt sich, um eine Armbrust aufzuheben. Die
anderen Szene zeigt, wie die Pilger eine Reihe inzwischen gefesselter
Straßenräuber nach Rom bringt.
Ein weiteres Kunstwerk, das den Pilgerstab als Waffe zeigt, befindet sich auf
einem Altarbild der Pfarrkirche St. Nikolaus im mainfränkischen Eibelstadt und
wird auf ca. 1490 datiert. Der Heilige Nikolaus schützt hier aus dem Himmel
heraus eine Gruppe von Pilgern, die sich gegen Reiter zur Wehr setzen.
Ähnlichkeiten in der Darstellung zum Nürnberger Wandteppich könnten darauf
hindeuten, dass dieser dem Maler bekannt war.
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Die Entstehung des Namens der Stadt Nürnberg liegt im Dunkel der Geschichte, und so ranken sich einige Sagen um seine Herkunft. Die Nürnberger nennen ihre Stadt noch heute gern kurz “Noris”, und eine der Theorien besagt, dass die Gründer des Ortes aus dem Südosten, aus der römischen Provinz Noricum zugewandert sein sollen. Vielleicht bezieht sich der Name auch auf den römischen Kaiser Tiberius Nero oder einen Feldherrn namens Drusus Nero, wie Hartmann Schedel in seiner Weltchronik behauptet. Auf dem heutigen Burgberg sei ein befestigtes Römerlager gebaut worden, so dass die Bevölkerung ihn “Neroberg” nannte. Eine weitere Version ist die Lage der Stadt im “Nordgau”, einer Bezeichnung der fränkischen Region, die bereits unter Karl dem Großen verwendet wird. Oder heißt er “nur ein Berg”, weil der Burgberg aus einer weiten Ebene herausragte? Wahrscheinlich stammt der Name jedoch von einem Wort “nuorim”, das “felsig, steinig” bedeutet.
Wir haben Nurmberg für den Namen der Stadt gewählt, um hier einen Bezug zum ausgehenden 15. und 16. Jahrhundert herzustellen. Lange gibt es keine verbindliche Schreibweise des Namens, und in historischen Quellen stehen allerlei unterschiedliche Schreibweisen, die zum Teil von denselben Personen, ja teilweise im selben Schriftstück nebeneinander verwendet werden.
Nach der erstmalig schriftlich belegten Erwähnung der Stadt als “Norenberc” in der so genannten Sigena-Urkunde Kaiser Heinrichs III. von 1050 folgen zahlreiche andere Varianten: Das Fechtbuch von Hans Lecküchner spricht 1482 von “Nurenberg”, ebenso der Nürnberger Kompassbauer und Kartograf Erhard Etzlaub in seiner “Romwegkarte”, die er für die Pilgerfahrten des Heiligen Jahres 1500 angefertigt hat, und die mit Ihren Streckenangaben in Meilen als eine der ersten “richtigen” Straßenkarten Mitteleuropas gilt. In seiner Umgebungskarte Nürnbergs aus dem Jahr 1492 verwendet Etzlaub die Schreibweisen “Nurmbergk” und “Nurmberg”. In der Schedel’schen Weltchronik aus dem Jahr 1493 findet man neben der latinisierten Form “Nuremberga” auch die Schreibungen “Nürmberg” und “Nurmberg” – und auf Seite C ein Lob auf die Berühmtheit der Stadt in jenen Tagen: “ Nurmberg ist in ganzem teütschen land und auch bey eüßern völckern ein fast namhaftige und weyt besuchte stat.” Ganz ähnlich schreibt Martin Luther in einem Brief von 1530 an den Ratsschreiber Lazarus Spengler: “(...) Nurmberg leucht warlich jnn gantz Deudsches land wie eine sonne unter mon und sternen und gar krefftiglich andere Stedte bewegt, was daselbst jm schwang gehet.”
Die Stadt selbst verwendete die Umschrift "STAT NVRMBERG" auf Messingringen, die nach behördlicher Beschau gewissermaßen als Prüfsiegel in Ringpanzer aus Nürnberg eingeflochten wurden.
Und auch in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wird noch die Schreibweise “Nurmberg” verwendet, wie eine Flugschrift beweist, die aus Anlass der Aufsehen erregenden Ankunft eines Elefanten in der Stadt am 2. Mai 1629 die Lebensweise der Dickhäuter beschreibt.
Diese Version ist damit innerhalb der Glanzzeiten der Fechtgesellschaften für einen Zeitraum von mindestens rund 140 Jahren verbürgt. Darunter sowohl in einem offiziellen kartografischen Werk als auch bei einer Persönlichkeit, deren Schriftwerk als mitprägend für die Entwicklung einer vereinheitlichten deutschen Sprache gilt.
Wolf Traut, 1511/12, Hochaltar der St. Johanniskirche
Sebaldus
Einsiedler, Glaubensbote in Franken
* in Dänemark (?)
† vor 1072 bei Nürnberg
Gedenktag: 19. August
Legenden nennen Sebaldus einen dänischen Königssohn, der seine Verlobung mit
einer französischen Prinzessin löste, um nach einer Romfahrt als Glaubensbote zu
wirken und als Einsiedler in der Gegend um Nürnberg zu leben. Auf der Rückkehr
von der Pilgerfahrt habe er durch eine wunderbare Brotspeisung, die ihm ein
Engel darreichte, Willibald und Wunibald gerettet. Bei Vicenza hielt er demnach
zuvor eine Predigt, bei der ein lästernder Ketzer in einem Erdspalt versank,
aber von ihm gerettet wurde. Einen Mann, der ihm gegen das Verbot der Heiden
einen Fisch brachte und deshalb geblendet wurde, heilte er. Einen Eiszapfen
verwandelte sein Gebet in Brennholz. Beistand leistete er gegen Wegelagerer und
in Seenot. Ochsen spannten sich selbst vor den Wagen, um seine Leiche nach
Nürnberg in die Peterskapelle zu bringen.
Sebaldus wurde wohl in einem Gotteshaus nahe der Burg, der damaligen
Peterskapelle, beigesetzt. Seine Verehrung ist seit 1072 belegt, nachdem sich
zuvor die Kunde von Krankenheilungen an seinem Grab ausbreitete. Über seinem
Grab wurde 1361 bis 1372 die nach ihm benannte Kirche errichtet. Der Rat der
Stadt förderte zielstrebig seine Verehrung als Stadtpatron und Symbol des
Selbstverständnisses der Stadt. Peter Vischer, berühmter Nürnberger Erzgießer
der Spätgotik, fertigte 1508 bis 1519 das Bronzegehäuse für den Sarg des
Sebaldus nach dem Entwurf von Adam Kraft. Das Hindurchschlüpfen unter dem Sarg
heile Gebrechen; Sebaldus' Kopf brachte man zu erkrankten schwangeren Frauen.
Nach einer anderen (vielleicht realistischeren) Darstellung hieß Sebaldus eigentlich Sigwald und war Pfarrer in Poppenreuth, bevor er die Einsamkeit im Reichswald suchte. In den Kindertagen Nürnbergs gehörte nämlich die Gemeinde um die Peterskapelle (Stadtteil Sebald) zu Poppenreuth, während die Lorenzkapelle (Stadtteil Lorenz) zur Gemeinde in Fürth (!) gehörte.
Kanonisation: Papst Martin V. bestätigte 1425 nach zähen Verhandlungen auf Wunsch des Nürnberger Stadtrates die seit unvordenklicher Zeit anhaltende Verehrung Sebaldus' als heilig.
Attribute: Stab, Rosenkranz, Muschel
auszugsweise zitiert nach: Ökumenisches
Heiligenlexikon /
www.heiligenlexikon.de/BiographienS/
ausführlicher:
www.heiligenlexikon.de/
Wolf Traut, 1511/12, Hochaltar der St. Johanniskirche
Laurentius (Lorenz)
Diakon, Märtyrer
* in Spanien (?)
† 10. August 258 in Rom
Gedenktag: 10. August
Laurentius war einer der sieben Diakone der Christengemeinde in der Stadt Rom, also für die Finanzen und die Sozialarbeit der Kirche von Rom zuständig. Als der römische Bischof Sixtus II. unter dem Christenverfolger Valerian festgenommen und enthauptet wurde, war sein Diakon Laurentius der Überlieferung nach verzweifelt, dass er nicht wert erachtet wurde, diesen Tod zu teilen. Sixtus tröstete ihn mit der Verheißung, dass er ihm in drei Tagen nachfolgen werde, und erteilte ihm den Auftrag, den Kirchenschatz den Leidenden und Armen auszuteilen. Kaiser Valerian erhob Anspruch auf diese Schätze; um Laurentius zur Herausgabe zu zwingen, wurde der mehrfach gegeißelt, erbat sich jedoch drei Tage Bedenkzeit, verteilte während dieser Frist die Güter und präsentierte dann die beschenkten und christlich gewordenen Armen dem Kaiser als "die wahren Schätze der Kirche". Der erboste Valerian ließ Laurentius mit Bleiklötzen schlagen, zwischen glühende Platten legen, versuchte vergeblich ihn zum heidnischen Opferdienst zu zwingen und befahl schließlich, den Unerschütterlichen über stetig unterhaltenem Feuer auf einem Rost langsam zu Tode zu martern. Selbst in diesen Qualen bewahrte er sich seinen Humor und neckte den Henker, er solle ihn auf dem Feuer wenden, der Braten sei auf der einen Seite schon gar. Sein Kerkermeister Hippolytus, durch die Standhaftigkeit des Laurentius bekehrt, begrub ihn.
Laurentius ist einer der meistverehrten Heiligen der Kirche. Über seinem Grab wurde 330 durch Konstantin die Kirche S. Lorenzo fuori le mura in Rom errichtet. In der Krypta ruhen seine Gebeine zusammen mit denen des Stephanus in einem antiken Sarkophag; die beiden gelten als die "Protomärtyrer". Nach dem Sieg von Kaiser Otto I. über die Ungarn auf dem Lechfeld bei Augsburg am Laurentiustag 955 verbreitete sich sein Kult noch stärker.
Attribute: Rost, Geld oder Brote
auszugsweise zitiert nach: Ökumenisches Heiligenlexikon / www.heiligenlexikon.de/BiographienL/Laurentius.htm